Die Gefahr, an Darmkrebs zu erkranken, hängt unter anderem vom Lebensstil ab. Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) konnten zeigen, dass jeder Mensch sein persönliches Darmkrebsrisiko senken kann, indem er möglichst viele von fünf gesunden Lebensweisen auf sich vereint:
- Nichtrauchen,
- geringer Alkoholkonsum,
- gesunde Ernährung,
- ausreichend körperliche Aktivität und
- normales Körpergewicht.
Dies gilt unabhängig vom genetischen Darmkrebsrisiko. Auch wer genetisch bedingt ein leicht erhöhtes Risiko hat, kann seine Erkrankungswahrscheinlichkeit durch einen gesunden Lebensstil senken.
Darmkrebs ist derzeit in Deutschland bei Männern die dritthäufigste und bei Frauen die zweithäufigste Tumorerkrankung. „Unter anderem sind dafür die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten verantwortlich“, erklärt Michael Hoffmeister vom Deutschen Krebsforschungszentrum. „Aber jeder kann sein Darmkrebsrisiko senken, indem er auf einen gesunden Lebensstil achtet.“
Dies zeigt eindrücklich eine Untersuchung von mehr als 4000 Darmkrebs-Patienten und 3000 gesunden Kontrollpersonen. Hoffmeister und seine Kollegen vom DKFZ analysierten die Auswirkungen von fünf beeinflussbaren Lebensstilfaktoren: Rauchen oder Nichtrauchen, hoher oder geringer Alkoholkonsum, ungesunde oder gesunde Ernährung, wenig oder viel körperliche Aktivität und Übergewicht oder Normalgewicht.
„Je mehr der gesunden Lebensstilfaktoren die Studienteilnehmer auf sich vereinten, desto niedriger war ihr Risiko, an Darmkrebs zu erkranken“, berichtet Hoffmeister. So hatten zum Beispiel Teilnehmer, die nicht rauchten, sich gesund ernährten und körperlich aktiv waren, bereits ein niedrigeres Darmkrebsrisiko als Teilnehmer, die sich bei keinem der fünf Lebensstilfaktoren an die gesunde Variante hielten. Wer aber einen durchweg gesunden Lebensstil pflegte, sprich alle fünf Lebensstilfaktoren beherzigte, hatte das niedrigste Darmkrebsrisiko.
Die fünf Lebensstilfaktoren erwiesen sich als etwa gleich bedeutend in der Darmkrebsprävention. „Es spielte eine untergeordnete Rolle, ob es das Nichtrauchen, die gesunde Ernährung oder die körperliche Aktivität war, die beherzigt wurden. Mit allen Varianten reduzierten die Studienteilnehmer ihr Darmkrebsrisiko“, ergänzt Prudence Carr, die Erstautorin dieser Studie.
Konsequenzen für das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, hat allerdings auch die genetische Ausstattung. In den vergangenen Jahren wurden mehr als 50 Genvarianten entdeckt, die das Darmkrebsrisiko leicht erhöhen. „Es gibt Menschen, die aufgrund ihres genetischen Profils ein etwas höheres Risiko haben, an Darmkrebs zu erkranken als andere. Doch unsere Studie zeigt, dass sie ihr Darmkrebsrisiko durch einen gesunden Lebensstil ebenso senken können wie diejenigen, die ein geringeres genetisches Risiko haben“, betont Carr.
Der Zusammenhang zwischen Lebensweise und Darmkrebsrisiko bestand auch unabhängig von der familiären Vorgeschichte der Studienteilnehmer. Es spielte auch keine Rolle, ob sie in der Vergangenheit schon einmal eine Darmspiegelung gehabt hatten oder nicht.
„Die Empfehlung, auf eine gesunde Lebensweise zu achten, gilt somit für jeden Menschen, unabhängig von seinem genetischen Darmkrebsrisiko. Und natürlich würde nicht nur das Darmkrebsrisiko durch eine gesündere Lebensweise gesenkt werden. Gleichzeitig reduziert sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und für viele andere Krankheiten“, betont Hoffmeister.
In weiteren Studien möchten die DKFZ-Wissenschaftler nun untersuchen, wie stark sich trotz eines leicht erhöhten genetischen Risikos durch mehrere vorbeugende Maßnahmen das Darmkrebsrisiko absenken lässt – beispielsweise durch einen gesünderen Lebensstil und das Durchführen von Vorsorgeuntersuchungen.
Trotz großer Fortschritte bei Prävention und Früherkennung ist Dickdarmkrebs weiterhin eine der häufigsten Krebserkrankungen weltweit. Im Jahr 2018 werden in Deutschland laut Schätzung der deutschen epidemiologischen Krebsregister und des Zentrums für Krebsregisterdaten im Robert-Koch-Institut 33.000 Männer und 26.000 Frauen an einem sogenannten kolorektalen Karzinom erkranken.
Quelle: Pressemtteilung des Deutschen Krebsforschungszentrum